Skandal in der Fleischindustrie: BayernSPD fordert, Missstände auch in Bayern rasch zu beenden - "Dürfen keinen zweiten Lockdown riskieren"

23. Juni 2020

Im Skandal um den Fleischriesen Tönnies in Nordrhein-Westfalen gerät das Geschäftsmodell von Großschlachthöfen und ähnlichen Betrieben auch in Bayern in die Kritik. BayernSPD-Generalsekretär Uli Grötsch, BayernSPD-Bundestagsmitglied und Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Bernd Rützel, und der Sprecher der BayernSPD-Landtagsfraktion für Umwelt und Verbraucherschutz, Florian von Brunn, fordern nun, Kontrollmöglichkeiten in Bayern intensiv auszuschöpfen und die Missstände beim Umgang mit ausländischen Leiharbeitern schnell zu beenden.

„Auch bei uns brodeln in manchen Landkreisen aufgrund der Missstände auf Schlachthöfen, bei Spargelbetrieben und Co. potenzielle Corona-Herde“, so Uli Grötsch. Wir dürfen nicht zulassen, dass es mittelfristig zu einem ähnlichen Ausbruchsgeschehen samt Lockdown wie im Kreis Gütersloh kommt.“ Dazu sei es notwendig, bayerischen Betrieben mit ähnlichen Werkvertragsmodellen und Mitarbeitern in Sammelunterkünften genau auf die Finger zu sehen und schon jetzt alle behördlichen Kontroll- und Interventionsmöglichkeiten zu nutzen. „Es kann nicht sein, dass wir ein Geschäftsmodell schützen, das auf schierer Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte basiert und wir nebenbei noch eine zweite Infektionswelle riskieren“, so Grötsch.

BayernSPD-Bundestagsmitglied Bernd Rützel verweist auf die zahlreichen SPD-Vorstöße, die Praxis mit Werkverträgen und Leiharbeitern in der Fleischindustrie zu beenden und macht klar: „Wir müssen jetzt endlich Schluss machen mit der Ausbeutung von Mensch und Tier in dieser Branche. Das Geschäftsmodell in der Fleischindustrie muss sich grundlegend ändern. Die SPD will Werkverträge und Leiharbeit im Kernbereich, dem Schlachten und Zerlegen, grundsätzlich verbieten. Die zahlreichen Subunternehmen müssen raus aus den Betrieben. Hier geht es jetzt an die gesetzliche Umsetzung. Dabei darf sich die Union nicht länger drücken. Die halbherzige Herangehensweise, die die Union bei diesem Thema in der Vergangenheit gezeigt hat, ist angesichts der desolaten Zustände in den Betrieben nicht tragbar.“

Florian von Brunn, Sprecher für Verbraucherschutz bei der Landtagsfraktion der BayernSPD, kritisiert zudem das bisher laxe Vorgehen der bayerischen Behörden: „Die Staatsregierung hat in Bayern bei den Schlachthöfen lange weggegeschaut und erst reagiert, als es reihenweise Infektionen in Bogen gab. Das zeigt, dass Söders Corona-Politik doch nicht so gut ist, wie er selbst gerne behauptet. Jetzt wurden zwar die Mitarbeiter getestet, aber das war es auch schon. Dass das zu wenig ist, zeigt der Fall mit zahlreichen infizierten Erntehelfern in Schwaben. Wir verlangen, dass auch in diesem Bereich jetzt sofort flächendeckend getestet wird!"

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