Interview mit den neuen Generalsekretär:innen der BayernSPD

23. Oktober 2025

Der BayernVorwärts hat zusammen mit vorwärtsKOMMUNAL der SGK das neue Generalsekretärs-Tandem interviewt:

Generäle plus Vorsitzende
Foto: Jens Hartmann, BayernSPD

Auf dem Parteitag in Landshut wurde Kathrin Pollack (re.) mit 86,2 Prozent der Stimmen zur neuen Generalsekretärin der BayernSPD gewählt. Ihr zur Seite steht Dr. Uwe Kirschstein (li.), der 90,7 Prozent der Stimmen für sich verbuchen konnte. "Wir verstehen uns als Tandem", so Kathrin.

Das Interview

BayernVorwärts: Für viele kam Eure Wahl überraschend. Wie kam es dazu, dass Ihr Euch bereit erklärt habt, dieses Amt zu übernehmen?

Kathrin Pollack: Ein derart wichtiges Amt „angeboten“ zu bekommen, ist eine große Ehre, natürlich auch Verantwortung. Ich wurde von Ronja, auch im Namen von Sebastian, angerufen. Sie fragte mich freundschaftlich, klar und schnörkellos, ob ich das Amt der Generalsekretärin der BayernSPD übernehmen möchte, mit Uwe als Stellvertreter an meiner Seite. Ich war überrascht, auch geehrt, erbat mir kurze Bedenkzeit und ein Telefonat mit Uwe. Das JA kam von mir bzw. uns dann relativ klar und schnell. Meine Familie kennt meine politische Leidenschaft, unsere Söhne sind erwachsen, mein Mann unterstützt mich großartig. Natürlich kam der Familienrat zusammen, das OK kam einstimmig – auch wenn wir wissen, dass dies weniger Zeit zusammen bedeutet, hier zählt oftmals jedoch auch Qualität vor Quantität. Manchmal muss man mutig einen größeren Schritt wagen, um vorwärts zu kommen.

Dr. Uwe Kirschstein: Bei mir war es fast genauso: erst ein Telefonat mit Ronja, mit Sebastian hatte ich noch eine Videokonferenz, dann aber die für mich entscheidende telefonische Abstimmung mit Kathrin. Kathrin und ich kannten uns vorher nicht und ich merkte ganz schnell: Ja, sie ist die Richtige. Mit ihr gemeinsam kann ich mir das vorstellen. Seit vier Jahren gehöre ich bereits dem Landesvorstand an und trete stets für die kommunale Sache auf und ein. Die angebotene Chance, der kommunalen Stimme noch mehr Gehör zu verschaffen, will ich sehr gerne ergreifen.

Ihr seid beide passionierte Handballer. Wie viel Teamgeist braucht es für eure neue Aufgabe?

Kathrin: Teamsport wie Handball ist die beste Schule für soziale Kompetenz – und das von klein auf. Man lernt, Verantwortung zu übernehmen, sich in unterschiedliche Rollen einzufinden und gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten. Jeder bringt seine individuellen Stärken ein. Und wo jemand mal eine Schwäche hat, springt das Team ein – das macht stark und verbindet. Genauso verstehe ich auch unsere Aufgabe als Generalsekretärin und Generalsekretär: Wir müssen dafür sorgen, dass jede und jeder im Team SPD seinen Platz findet, dass wir miteinander wachsen können und dass das Arbeitsklima stimmt. Denn nur wenn das Team funktioniert, können wir als Partei erfolgreich spielen – auf allen Ebenen. „Das Wir ist immer stärker als das Ich“

Uwe: Die Liebe zum Handballsport verbindet uns beide. Zugegeben, ich bin erst sehr spät zum Handball als Vereinsvorstand gekommen. Mich begeistert die Dynamik und wie ein Team, wenn der Teamgeist stimmt, fast alles erreichen kann. So ist mein HC Forchheim gerade in die Oberliga aufgestiegen. Diesen Teamgeist braucht es auch in der BayernSPD.

Kathrin, als Personalratsvorsitzende, Stadträtin und Stellvertreterin des Oberbürgermeisters in Ansbach hast Du zwei wichtige Politikfelder im Blick: die Arbeitnehmerschaft in Bayern und die Kommunalpolitik. Was willst Du davon in Deine Arbeit als Generalsekretärin einfließen lassen? Wie viel Abteilung Attacke werden wir von Dir sehen?

Kathrin: Als Personalratsvorsitzende und Kommunalpolitikerin habe ich gelernt, dass Politik dann am besten funktioniert, wenn sie auf Augenhöhe passiert. Mir geht es immer darum, dass es den Menschen in ihrer Arbeit und in ihrem Umfeld gut geht – dem Einzelnen wie dem Team. Dafür braucht es Dialog, Fairness und manchmal auch klare Entscheidungen, wenn Einzel- und Gemeinschaftsinteressen ausbalanciert werden müssen. Diese Haltung nehme ich mit in meine Arbeit als Generalsekretärin: zuhören, zusammenführen, Lösungen finden – aber auch deutlich werden, wenn es nötig ist. Abteilung Attacke heißt für mich nicht Dampfplaudern, sondern Haltung zeigen: Falschbehauptungen entlarven, menschenverachtenden Parolen entgegentreten und klar machen, dass wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten die besseren, solidarischen Antworten haben – klar, direkt und mit Respekt.

Uwe, als Oberbürgermeister von Forchheim weißt Du aus erster Hand, wie wichtig die Kommunen sind und wie man diese unterstützen muss, damit sie die Daseinsvorsorge für die Menschen ganz konkret vor Ort auch garantieren können. Wieviel OB werden wir künftig an der Spitze der BayernSPD erleben?

Uwe: Ich bin immer Oberbürgermeister, egal wo ich bin. Das gehört zum Selbstverständnis meiner Bürger:innen und auch von mir selbst. Als Oberbürgermeister weiß ich genau, wie die Aufgaben vor Ort umgesetzt werden müssen. Diesen unverstellten Blick für das Machbare bringe ich mit in die BayernSPD.

Uwe, wieviel Humanbiologe (Dr.!) und Informatiker (Diplom) stecken noch in Dir und woran erkennt man das in Deinem Politik- oder Führungsstil?

Uwe: Klar, strukturiert und verbindlich. Als Informatiker müsste ich das natürlich deterministisch nennen. Ich weiß aber auch, dass zwischen 0 und 1 noch ganz viele weitere Optionen liegen können. Als Humanbiologe liegt mir der Mensch am Herzen. Und nun darf ich als Politiker all diese Fähigkeiten einbringen, um unsere Gesellschaft weiterzuentwickeln.

Kathrin, wie ist es bei Dir? Wie äußert sich bei Dir die Beamtin und Verwaltungsfachkraft in Deinem Politik- oder Führungsstil?

Kathrin: Die Beamtin in mir steht für Verlässlichkeit, Struktur und Verantwortung – aber nicht für Bürokratie und Hierarchie um ihrer selbst willen. Als Personalratsvorsitzende habe ich gelernt, wie wichtig es ist, sowohl die Interessen des Einzelnen als auch die des Teams im Blick zu behalten. Dabei setze ich auf Austausch auf Augenhöhe – auch mit der Arbeitgeberseite. Wir verstehen uns als Partner, nicht als Gegenspieler. Schon in meinem früheren beruflichen Umfeld, etwa im Kontakt mit Pflegeschulen und Schulen der Heilhilfsberufe, war mir ein direkter, kollegialer Umgang immer wichtig. Natürlich müssen Vorgaben und Gesetze umgesetzt werden – aber entscheidend ist, wie man das tut: im Gespräch, mit Respekt und Verständnis für die Praxis. Dann braucht es keine Hierarchie von oben nach unten, sondern Zusammenarbeit, die trägt.

Es wird oft gesagt ... Kanaldeckel und Kitas sind weder schwarz, noch rot, orange oder grün. Doch was zeichnet sozialdemokratische Kommunalpolitik wirklich aus? Was unterscheidet uns von den anderen in den Rathäusern und kommunalen Gremien?

Kathrin: Sozialdemokratische Kommunalpolitik stellt den Menschen in den Mittelpunkt – sie orientiert sich an sozialer Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Solidarität im direkten Lebensumfeld. Entscheidungen sollen das Gemeinwohl stärken, nicht Einzelinteressen. Auch wenn Kommunalpolitik oft pragmatisch ist, unterscheidet sich die SPD durch ihren klaren Wertekompass: sie gestaltet Städte und Gemeinden so, dass alle mitgenommen werden – bezahlbar, gerecht und lebenswert.

Uwe: Genau, sozialdemokratische Kommunalpolitik erkennen wir an der Haltung. Auch pragmatische Entscheidungen, die in der Kommunalpolitik im Vordergrund stehen, sollen und müssen auf Werten basieren. D.h. konkret, sozialdemokratische Kommunalpolitiker erkennen den Unterschied zwischen echter Gemeinwohlorientierung und vermeintlich gemeinwohlorientierter Maßnahmen, bei denen doch nur Einzelinteressen dahinterstehen.

Was sind Eure Schwerpunkte oder Projekte für Eure zweijährige Amtszeit?

Kathrin & Uwe: Wir werden in drei Richtungen wirken: Erstens nach innen: Wir müssen schnell in gute, verbindliche Arbeit im Landesvorstand kommen. Unser Arbeitsprogramm ist die Grundlage dafür. Gleichzeitig geht es darum, unsere Mitglieder wieder zu aktivieren, zu motivieren und stärker in Prozesse und Entscheidungen einzubinden. Zweitens strategisch nach vorn: Direkt nach der Kommunalwahl müssen wir uns organisatorisch und inhaltlich fit machen, in unseren Büros, als Arbeitgeber und als nächste Station für die Landtagswahl. Eines unserer großen Herzensthemen ist dabei die sozialdemokratische Bildungsgeschichte – von der Krippe bis zum Master und Meister muss Bildung kostenlos sein –, weil Bildung der Schlüssel für Teilhabe und sozialen Aufstieg ist. Drittens nach außen: Wenn es darauf ankommt, müssen wir klar Haltung zeigen, Falschbehauptungen entlarven und die besseren Antworten geben – sachlich, empathisch und selbstbewusst sozialdemokratisch.

Wie können die BayernSPD und die SGK die kommunale Ebene der Partei in Zukunft noch besser unterstützen? Und was wollt Ihr dazu beitragen?

Kathrin: Dies ist einer der Punkte, in denen es gut und wichtig ist, dass Uwe und ich uns als Team sehen, in denen jeder seine individuellen Stärken bestmöglich einsetzt: Uwe ist der Profi in der Kommunalpolitik und auch in der SGK und in den Foren wie Städtetag etc. etabliert, dieses Gebiet überlasse ich ihm absolut vertrauensvoll.

Uwe: Es gibt sie nicht, die eine Kommune, die repräsentativ für alle steht. Jede unserer 2056 Gemeinden ist einzigartig. Was aber alle Kommunen eint, ist die Herausforderung, die Entscheidungen auf Landes- oder Bundesebene umsetzen zu müssen. Für die übertragenen Aufgaben müssen die Gemeinden auskömmlich finanziert werden. Thema Rechtsanspruch Kinderbetreuung und jetzt auch Ganztagsschule. Barrierefreiheit in Bayern war und ist weiterhin noch nicht erledigt. Hier haben die Kommunen Aufgaben bekommen, die sie über ihre Haushalte nicht abwickeln können. Die Schuldenbremse wurde für Kommunen bei keiner der letzten Krisen außer Kraft gesetzt. Wer starke Kommunen will, braucht die BayernSPD und SGK.

Ihr habt jetzt schon einen fast 24/7-Job samt zahlreicher Ehrenämter: Welches liebgewonnene Hobby wird jetzt durch die neue Aufgabe wohl endgültig hintenanstehen müssen?

Kathrin: Zunächst werde ich das eine oder andere Parteiamt weitergeben oder in die zweite Reihe treten. Im Frühjahr 2026, nach der Kommunalwahl, ist es Zeit hier den Staffelstab zu übergeben. Natürlich wird das ein oder andere Buch etwas länger liegen und vielleicht auch mal eine Sporteinheit verschoben werden müssen – und aus zwei ruhigeren Abenden auf dem Sofa wird nur noch einer. Vielleicht wird auch der Staubsauger einmal weniger angeworfen als bisher. Hobbies und Ausgleich sind aber wichtig, um den zusätzlichen Aufwand körperlich und mental gut wegzustecken, deswegen wird es nichts im Hobbybereich geben, was komplett gestrichen wird, vielleicht werden manchmal Intervalle etwas größer.

Uwe: Ich war mal passionierter Bogenschütze. Dieses Hobby hat schon sehr unter meinen Aufgaben gelitten. Dazu werde ich wohl keine Möglichkeit mehr haben. Die mentale Stärke aus dem Bogenschießen nutze ich natürlich weiterhin jeden Tag.

Kathrin, mit Blick auf Deinen Stellvertreter Uwe: Was schätzt Du besonders an ihm?

Kathrin: Uwe hat viele Dinge, die ich zu schätzen weiß. Neben seines hervorragenden Jahrgangs, wir sind beide 1977 geboren, und seiner gleichen sportlichen Leidenschaft, empfinde ich Uwe als sehr umsichtigen, angenehm ruhigen Menschen mit großen Weitblick und klarem, analytischen Verstand. Ebenso spüre ich eine große Herzlichkeit und Solidarität und das mag ich sehr – da finden sich zwei Sprichworte wieder: gleich und gleich gesellt sich gern, aber auch: Gegensätze ziehen sich an. Ich bin mir wirklich sicher, dass wir uns bestens ergänzen werden und unser Tandem gut ins Fahren bringen werden.

Uwe, und was schätzt Du an unserer neuen Generalsekretärin?

Uwe: Kathrin ist eine großartige Person. Ihre Energie habe ich sofort bei unserem ersten Telefonat gespürt. Ich wusste gleich, mit Kathrin gelingt uns der Aufschwung. Was mich besonders beeindruckt hat, ist ihr zielsicheres Gespür für die Menschen in ihrer Umgebung. Bei all dem Vorwärtsdrang hat sie eine sehr feine Antenne für die menschlichen Bedürfnisse und Gefühle ihrer Gesprächspartner. Das ist eine Gabe. Sie ist ein Geschenk für die BayernSPD.

Eure Buchempfehlung für unsere Mitglieder

Kathrin: Für die Nicht-Leseratten: „Besinnt euch“ von Gerhart Baum, auch wenn er ein Liberaler war; Aktuell im letzten Urlaub gelesen: „Die Frauen vom Reichstag“ 3 Bände

Uwe: Vor kurzem gelesen und unbedingte Leseempfehlung: „Lasst uns offen reden!“ von Constantin Schreiber

Beschreibe den Alltag einer Kommunalpolitikerin/eines Kommunalpolitikers mit einem Wort:

Kathrin: „Herzbetrieb“ – weil es ohne Leidenschaft gar nicht geht.

Uwe: „Zuhören“ – oft beschrieben, nur wenige können es wirklich.

Kurz-Bio

Kathrin Pollack: 1977 in Ansbach geboren, nach dem Abi Beamtenlaufbahn der allgemeinen Inneren Verwaltung. Aktuell als Personalratsvorsitzende bei der Regierung von Mittelfranken Kümmerin und Fürsprecherin für ihre etwa 1.000 Kolleginnen und Kollegen. Seit über 26 Jahren verheiratet, ihre beiden Jungs sind mittlerweile über 20. Als Stadträtin, Co-Fraktionsvorsitzende und weitere Stellvertreterin des Oberbürgermeisters ist sie kommunalpolitisch "voll im Thema", zudem engagiert sie sich in der SPD als Kreis- und Unterbezirksvorsitzende und stellvertretende Vorsitzende der SPD Frauen Mittelfranken. Außerdem ist sie in verschiedenen Ansbacher Vereinen aktiv, vor allem als Vorstandsmitglied im "Rauhreif e.V. Ansbach", einem Projekt, das Betroffenen von sexualisierter Gewalt Hilfe und Prävention bietet.

Dr. Uwe Kirschstein: Jahrgang 1977, seit 2016 Oberbürgermeister von Forchheim. Wahloberfranke (geboren und aufgewachsen im Hunsrück), Informatiker, Humanbiologe, Qualitätsmanager. Informatik-Studium in München (TU) und Studium der Theoretischen Medizin in Stuttgart, Doktor der Humanbiologie seit 2009 an der FAU Erlangen. Seit 2017 im Landesvorstand der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik e.V. (SGK Bayern), seit 2020 bayerischer Vertreter im Ausschuss für Finanzen des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und seit 2021 als starke kommunale Stimme im Landesvorstand der BayernSPD.

Verlinke Dich mit Kathrin und Uwe:

facebook.com/kathrinpollackspd
instagram.com/kata_pollack

uwekirschstein.de
facebook.com/uwe.kirschstein.spd
instagram.com/ukirschstein

Teilen