Das Leid wohnungsloser Menschen verschärft sich in der Corona-Krise drastisch, und das, obwohl das EU-Parlament sich kürzlich auf das Ziel verständigt hat, Obdachlosigkeit innerhalb der EU bis 2030 zu beenden. Die BayernSPD fordert jetzt zusammen mit der AWO einen gemeinsamen Kraftakt gegen Obdachlosigkeit in Bayern und setzt dabei auf das Modell „Housing First“.
BayernSPD-Chefin Natascha Kohnen: Es ist eine Schande, dass in einem reichen Land wie Bayern Obdachlosigkeit – auch von Minderjährigen – nach wie vor ein Problem ist. Wie wenig Bedeutung die Staatsregierung diesem Thema beimisst, zeigt sich unter anderem daran, dass die aktuellsten belastbare Zahlen dazu aus dem Jahr 2017 sind. Auch Bayern muss seinen Beitrag zur Beendigung von Obdachlosigkeit leisten - gerade jetzt in der Krise. Wir brauchen ein bayerisches Housing-First-Konzept, das Menschen erstmal von der Straße holt und aus der eigenen Wohnung heraus wieder in die Gesellschaft eingliedert. Wenn wir im ersten Schritt zehn Prozent der Wohnungen der staatlichen Wohnbaugesellschaft BayernHeim für diesen Zweck bereitstellen, können wir schon viel bewirken.“
Der Landesvorsitzende der AWO in Bayern, Thomas Beyer, bekräftigt: „Wir beobachten schon lange, dass das Prinzip 'Ändere Dich erst, dann helfen wir Dir mit einer Wohnung', gescheitert ist. Um Menschen ohne Obdach wirklich in die Gesellschaft zurück zu helfen, müssen wir den Weg umdrehen. Länder wie Finnland beweisen, dass es geht. Dort wurde Obdachlosigkeit spürbar eingedämmt. Die Zeit drängt auch deshalb, weil wegen Corona viele Hilfeangebote wie Notschlafstellen und Wärmestube geschlossen sind oder nur sehr eingeschränkt Betroffene aufnehmen.“
Kohnen und Beyer fordern, dass die Staatsregierung in der Coronakrise jetzt aktuelle Zahlen liefern muss, wie es um die Obdachlosigkeit in Bayern wirklich bestellt ist. Und dass es um schnelle Lösungen gehen muss, mit dem klaren Ziel, Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben. „Gerade bei Kindern, Familien oder sehr jungen Leuten muss gelten: „housing first“.