BayernSPD-Generalsekretär Arif Taşdelen blickt mit gemischten Gefühlen auf den sechzigsten Jahrestag des Anwerbeabkommens mit der Türkei. „Ich bin stolz auf alles, was die einst als Gastarbeiter angeworbenen Menschen erreicht haben und merke gleichzeitig, welchen weiten Weg wir noch zu gehen haben. 60 Jahre später fehlt es noch immer an der Anerkennung der Lebensleistung dieser Menschen, die ein Teil dieses Landes geworden sind. Anliegen wie die doppelte Staatsbürgerschaft und das kommunale Wahlrecht auch für Nicht-Staatsbürger müssen endlich erfüllt werden."
Der Generalsekretär der bayerischen Sozialdemokraten und Integrationspolitische Sprecher der BayernSPD-Landtagsfraktion fordert: „Wir brauchen jetzt einen Schritt voraus bei Kommunalem Wahlrecht, bei doppelter Staatsbürgerschaft und bei der Verwirklichung echter Teilhabe in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik. Diese Dinge sollten nicht länger blockiert werden, sondern selbstverständlich sein. Ich bin froh, dass in der SPD immer mehr Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte Verantwortung übernehmen und in Partei, Parlament oder Kommune mitgestalten. Aber auch wir haben hier noch unsere Hausaufgaben zu machen.“
Taşdelen, der selbst aus einer Gastarbeiterfamilie stammt, stellt klar: „Ich bin stolz auf die Lebensleistung meiner Eltern und einer ganzen Generation von Gastarbeitern, die sich ohne jede Hilfestellung einen Platz in dieser Gesellschaft hart erarbeitet haben. Aber noch immer wird nicht wirklich anerkannt, was Menschen wie sie geleistet haben und welche Opfer sie und auch ihre Familien und Kinder noch zu bringen hatten. Kinder wurden auf Sonderschulen geschickt, anstatt ihnen sprachliche Hilfestellung zu geben, Abschlüsse nicht anerkannt, Familien nicht integriert, außer zum Arbeiten blieb kaum Zeit. Dass viele gerade Ältere nach Jahrzehnten nicht richtig Deutsch sprechen, liegt zum Beispiel genau darin begründet. Dabei hatten die Gastarbeiter einen riesigen Anteil am Deutschen Wirtschaftswunder und sind heute ein prägender Teil dieser Gesellschaft.